Störmthal, Ev.- luth. Kirche – Zacharias Hildebrandt Orgel

RestaurierungStörmthal, Ev.- luth. Kirche – Zacharias Hildebrandt Orgel

Erbaut 1723, Zacharias Hildebrandt // Restauriert 2008, Hermann Eule Orgelbau www.kirchenquartett.de

  • Störmthal
  • - 2008
  • Restaurierung

 

Die Zacharias-Hildebrandt-Orgel
Die Orgel zu Störmthal ist die zweite von insgesamt siebzehn Orgeln, die Hildebrandt gebaut hat. Mit ihr gelang ihm ein Meisterwerk, das von keinem geringeren als Johann Sebastian Bach geprüft und über die Maßen gelobt worden ist. Im Störmthaler Kirchenrechnungsbuch von 1723 ist vermerkt, dass die Orgel „am 2. Novembris, 1723, von dem berühmten Fürstlich Anhaltinischen-Cöthenischen Capellmeister und Directore Music: auch Cantore zu Leipzig Herr Johann Sebastian Bach, übernommen, examinieret, probieret, auch vor tüchtig und beständig erkannt, und gerühmet worden“ ist.

Bach führte damals „bei öffentlichen Gottesdienste und Einweyhung besagter Orgel“ seine Kantate „Höchsterwünschtes Freudenfest“ BWV 194 auf. Die Störmthaler Hildebrandt-Orgel zählt zu den wertvollsten Orgeln Sachsens. Dies verdankt sie nicht nur dem Umstand, dass sie von Bach geprüft und eingeweiht wurde, sondern dass sie weitestgehend im Originalzustand erhalten ist wie keine andere Hildebrandt-Orgel.

Zur Geschichte

1722 Kontrakt zwischen Patron Hilmar Statz von Fullen und Zacharias Hildebrandt über den Neubau einer Orgel für 400 Taler.
1723 Fertigstellung der Orgel. Über den Kontrakt hinaus werden ein Cornet 3fach, eine Windkoppel und einige größere Prospektpfeifen gebaut, wofür Hildebrandt zusätzlich 40 Taler erhält.
1731
bis 1754
Wartung und Pflege der Orgel wurde von Zacharias Hildebrandt selbst übernommen.
1776 Reparatur durch Johann Gottfried Mauer aus Leipzig für 70 Taler.
danach Entfernung der Posaune 16′ und Einbau eines Violon 8′ durch
einen unbekannten Orgelbauer.
1840 Generelle Reparatur durch Urban Kreutzbach, Borna, mit Neubau der Balg- und Kanalanlage für 151 Taler. Einbau eines Octavbass 8′ statt des Violon.
1905 Reparatur durch Schmidt und Berger, Borna mit Einbau von
Gambe 8′ und Aeoline 8′ auf pneumatischen Zusatzladen.
Abgaben der Prospektpfeifen für Kriegszwecke.
1917 Instandsetzung der Orgel durch Hermann Eule, Bautzen, mit Einbau neuer Prospektpfeifen, einer Posaune 16′ mit halber
Becherlänge, Tieferstimmung durch Umhängen der Tonmechanik und Vorsetzen neuer Pfeifen für die Töne C und D auf neuen Laden, sowie Einfügen der Taste Cis.
1934 Am 16. Dezember 1934 erfolgte die Wiedereinweihung der Orgel unter Mitwirkung des Thomanerchores, Mitgliedern des Leipziger Sinfonieorchesters sowie Günther Ramin an der Orgel.
1974 Reparatur durch Hermann Eule (damals VEB Orgelbau Bautzen)

 

Zacharias-Hildebrandt-Orgel Störmthal

 

Manual C, D-c′′′

1723 2008
1. Principal 8′   C, D-A  B-c′′′
2. Praestant 4′   d′-h′′  C, D-cs, c′′′
3. Quintadena 8′   C, D-c′′′  C, D-c“‘
4. Gedackt 8′   C, D-c′′  außer c′′, ds′′
5. Rohrflöte 4′   C, D-h′′  c′′′
6. Nassat 3′   C, D-cs, ds-h′′  d, c′′′
7. Octava 2′   C, D-h′′  c′′′
8. Tertia 1 3/5′   C, D-h′′  c′′′
9. Quinta 1 1/2′   C, D-a′, c′′  b′, h′, cs′′-c′′′
10. Sufflet 1′   C, D-h, g′-a′, d′′
  c′-fs′, b′-cs′′, ds′′-c′′′
11. Mixtur  3fach   C, D-h′′  c′′′
12. Cornet  3fach   c′-h′′  c′′′

 

Pedal C, D-c′

1723 2008
13. Posaune 16′ C, D-c′
14. Subbass 16′ C, D-c′

 

Nebenregister

Pedalkoppel   Windkoppel
Tremulant   Kanaltremulant (rekonstruiert)

Tonhöhe: a = 462 Hz / 15 °C

Winddruck: 72 mm Wassersäule, 2 Keilbälge

Stimmung. Silbermann 1/6 Komma (anhand Spuren an Quintadena 8′, weitgehend ähnlich wie Schloss Burgk)

Pfeifen: 747, davon 618 original, 129 rekonstruiert

 

Zur Restaurierung 2008

 

Nach intensiven Beratungen der Sachverständigenkommission (Klaus Gernhardt, Dr. Horst Hodick, Norbert Ranft, Michael Schönheit, Torsten Sterzik und für den Kirchenvorstand Pfarrer Matthias Weber) wurde beschlossen, Die Orgel auf den Zustand von 1723 zurück zuführen.

Das bedeutete:

  • Wiederherstellung der Disposition von 1723 mit Entfernen des Oktav-bass 8′ und Neubau der Posaune nach historischem Vorbild und Spuren in der Orgel
  • Wiederherstellung der ursprünglichen Tonhöhe von 462 Hz bei 15 °C (Chorton)
  • Wiederherstellung der ursprünglichen Stimmungsart nach Silbermann und nach Befund am Register Quintadena 8′
  • Rekonstruktion des Tremulanten
  • Zurückhängen der Tonmechanik an die ursprüngliche Stelle und Entfernen der Zusatztöne und der Taste Cis
  • Rekonstruktion der Pedalklaviatur
  • Restaurierung der Windladen
  • Rekonstruktion der Prospektpfeifen
  • Restaurierung der Metall- und Holzpfeifen
  • Restaurierung der Registerzüge

Durch Verlängern aller Pfeifen auf die ursprüngliche Länge und die Stimmungsart nach Silbermann hat der Klang der Orgel mehr Strahlkraft erhalten. Ausgeführt wurden die Arbeiten durch Hermann Eule, Bautzen.

 

Alle Bildrechte gehören Günter Widiger und

dem Hermann Eule Orgelbau.