Rudolstadt, Stadtkirche – Ladegast Orgel

RestaurierungRudolstadt, Stadtkirche – Ladegast Orgel

Erbaut 1882, Friedrich Ladegast // Restauriert 2003 – 2005, Hermann Eule Orgelbau

  • Rudolstadt
  • 2003 - 2005
  • Restaurierung

Geschichte

Am 21. August 1879 schreibt Friedrich Ladegast einen „Anschlag zu einer neuen Orgel in die Stadtkirche zu Rudolstadt“. Diese Orgel soll in das vorhandene Gehäuse der Adam-Orgel von 1636 eingebaut werden und auf 3 Manualen und Pedal 33 Register erhalten. Obwohl sein Angebot das teuerste ist, erhält er den Zuschlag. Ladegast ließ den historischen Prospekt unberührt und stellte das gesamte Pfeifenwerk auf die Laden. Das Gehäuse wurde für den Einbau der Vorderpedalladen um jeweils 2 Felder an den Seiten verbreitert, auch diese erhielten stumme Prospektpfeifen.

Das Instrument entstand zu einer Zeit, als auch Ladegast begann, mechanische Kegelladen zu bauen. Die Manualladen sind mechanische Kegelladen, die 4 Pedalladen baute Ladegast als Schleifladen. In der sehr ähnlich disponierten Orgel in der Stadtkirche St. Marien zu Ronneburg baut er 1879 noch alle Windladen als Schleifladen. Nach der Abnahmeprüfung im Juni 1882 äußert sich der Leipziger Universitätsmusikdirektor Prof. Dr. Hermann Langer sehr lobend über das Instrument. Danach wird die Orgel durch die Firma Ladegast regelmäßig gewartet und gestimmt.
1915 baut Oskar Ladegast die Registerbetätigung der Orgel pneumatisch. 1949 wurde der Spieltisch wesentlich umgebaut, die pneumatische Registrieranlage erhält weitere Spielhilfen und die Disposition wird durch Umstellen und Verändern von Ladegast-Registern sowie den Neubau von Registern zur Verwendung im neobarocken Sinne so stark verändert, dass von der Klanggestalt Ladegast’s kaum noch etwas zu hören war. Auch 1969 wurde im Zuge einer Reinigung noch einmal in die Disposition eingegriffen (Quinte 22/3′ anstelle von Bordun 16′) und das von Oskar Ladegast gebaute Registercrescendo entfernt.

 

Ladegast-Orgel Rudolstadt

Hauptwerk C-f′′′

1. Principal 8′
2. Bordun 16′
3. Viola di Gamba 8′
4. Flauto amabile 8′
5. Doppelflöte 8′
6. Principal 4′
7. Gemshorn 4′
8. Quinte 2 2/3′
9. Octave 2′
10. Cornett 2-3fach
11. Mixtur 4fach
12. Trompete 8′

 

Oberwerk C-f′′′

13. Geigenprincipal 8′
14. Lieblich Gedackt 16′
15. Salicional 8′
16. Rohrfloete 8′
17. Octave 4′
18. Flauto minore 4′
19. Progressio 2-4fach
20. Clarinette 8′

 

Echowerk C-f′′′ 

21. Viola d’ amour 8′
22. Flauto traverso 8′
23. Lieblich Gedackt 8′
24. Aeoline 8′
25. Salicional 4′

 

Pedal C-d′ 

26. Principalbaß 16′
27. Violon 16′
28. Subbaß 16′
29. Cello 8′
30. Baßflöte 8′
31. Quinte 5 1/3′
32. Progressio 8′
33. Posaune 16′

 

Nebenregister:

Koppel (I an II, III an II, II an Pedal)

Feste Kombinationen(pp p mf ff; Fußtritte; Echo auf/zu, Crescendo an/ab)

Tonhöhe (a′ 439 Hz bei 15°C)

Winddruck (Manual 80 mm, Pedal 90 mm)

 

Restauration

 

Nachdem um 1990 diese Orgel wieder in den Blickpunkt rückte, weil neben notwendigen Erhaltungsmaßnahmen auch wiederholt Störungen in der Registerpneumatik auftraten und die Orgel einen starken Schimmelbefall erhalten hatte, gründete sich im Februar 2002 ein Orgelverein, dessen Ziel letztlich die Restaurierung des Instruments war.

Das Restaurierungskonzept sah vor, die Disposition auf den nachweisbaren Stand von 1882 zu bringen. Die Registereinschaltung sowie die Spielhilfen sollten auf den von Oskar Ladegast geschaffenen Zustand zurückgeführt werden. Dafür gab es ausreichend Spuren und Vergleichsinstrumente. Zusätzlich erhielt die Registrieranlage ein „Prolongement“, eine freie Kombination in Form einer Registerfessel.

Für die bessere Spielbarkeit der Orgel erhielt der Koppelapparat einen Koppelbarker in Klaviaturteilung, der sich beim Benutzen der Koppeln an das erste Manual mit einschaltet.

Die Restaurierung führte unsere Werkstatt in den Jahren 2003 bis 2005 durch.

Alle Bildrechte gehören Günter Widiger und

dem Hermann Eule Orgelbau.