Neuhausen auf den Fildern, St. Petrus und Paulus – Walcker Orgel

RestaurierungNeuhausen auf den Fildern, St. Petrus und Paulus – Walcker Orgel

Erbaut 1854, Eberhard Friedrich Walcker // Restauriert 2005, Hermann Eule Orgelbau www.walcker-orgel-neuhausen-filder.de

  • Neuhausen
  • - 2005
  • Restaurierung

Geschichte

1854 baute E. F. Walcker in die neu errichtete Pfarrkirche eine neue Orgel mit 32 Registern. Das Windladensystem war als mechanisch traktierte Kegellade angelegt. Dieses System hat sich trotz späterer Veränderungen am Klangbild der Orgel bis heute erhalten. 1900 baut C. G. Weigle, Echterdingen, die Windversorgung von Stöpselbälgen auf Magazinbälge um und fügt eine Koppel II – Pedal sowie drei Festkombinationen hinzu.
1922 ändert Weigle die Disposition geringfügig:Dolce 8′ wird ins I. Manual versetzt, an dessen Stelle tritt Vox coelestis 8′, statt Rohrflöte 4′ wird Aeoline 8′ eingesetzt.
1961 – 1964 wird die Kirche und 1965 die Orgel einer „Modernisierung“ unterzogen: Das Orgelwerk erhält ein neues Gehäuse und wird auf einer neuen Empore aufgestellt. Das innere Orgelwerk bleibt, bis auf einige neobarocke Änderungen am Klangbild, aus Kostengründen hinter dem neuen Gehäuse stehen.

Die seit Anbeginn sehr zähe Spielart und zunehmende Störungen durch hängenbleibende Töne sind seit 1995 Auslöser grundsätzlicher Überlegungen zum weiteren Schicksal der Orgel. Nach eingehenden Gutachten entscheidet sich der Kirchgemeinderat zur Restaurierung der E. F. Walcker – Orgel, auf den Zustand von 1854.

 

Alle bildrechte gehören Dominic Eisele und

dem Hermann Eule Orgelbau.

Walcker-Orgel Neuhausen a.d.F.

 

I. Manual

Principal 16′
Principal 8′
Gedekt 8′
Floete 8′
Viola di Gamba 8′
Salicional 8′
Trompete 8′
Octav 4′
Gemshorn 4′
Traversfloete 4′
Octav 2′
Quintfloete 5 1/3′
Quint 2 2/3′
Mixtur 4-fach 2’ + Quint 2 2/3′
Scharff 3-fach 1′

 

II. Manual

Bourdon 16′
Principal 8′
Gedekt 8′
Dolce 8′
Harmonica 8′
Fagott und Clarinett 8′
Fugara 4′
Rohrfloete 4′
Floete 4′
Ocatv 2′
Cornett 3-4-fach 2 2/3′

 

Pedal

Principalbaß 16′
Subbaß 16′
Violonbaß 16′
Posaunenbaß 16′
Octavbaß 8′
Violoncell 8′

 

Stimmhöhe:

a′ 438 Hz bei 18°C

 

Restaurierungskonzeption

 

Die Vorbedingungen für eine Restaurierung der Orgel sind günstig: Die technische Anlage der Orgel ist – bis auf das später veränderte Balgsystem – vollständig erhalten, natürlich mit entsprechenden Abnutzungserscheinungen im Laufe von 150 Jahren Gebrauch. Von der ursprünglichen klanglichen Substanz der Walcker-Orgel sind ca. 80 % vorhanden, dabei sind jedoch sämtliche offenen Pfeifen durch Höherstimmung der Orgel in den Jahren 1922 und 1965 gekürzt worden.

Nach genauer Untersuchung der Orgel im Kontext mit dem von Kirchenmusikdirektor Rudi Schäfer, Schramberg, ausgearbeiteten Gutachten entsteht eine Restaurierungskonzeption, die in den Jahren 2003 – 2005 umgesetzt wird:

  • Untersuchungen zur ehemaligen Gestalt des Orgelgehäuses Anfertigung einer maßgetreuen Zeichnung
  • Bau des Gehäuses in Abstimmung mit der Kirchgemeinde und den Denkmal behörden
  • Untersuchungen des Pfeifenbestandes zur Ermittlung der ursprünglichen Disposition und Zusammensetzung der gemischten Stimmen sowie derursprünglichen Tonhöhe
  • Restaurierung des Walcker-Bestandes an Metall- und Holzpfeifen mit Anlängung der offenen, auf Tonlänge gestimmten Pfeifen, da diese 1922 und 1965 gekürzt worden waren
  • Rekonstruktion von 6 vollständig fehlenden Registern nach Vorbild aus anderen Walcker-Orgeln (Hoffenheim, Buenos Aires) bzw. aus Maßanalysen der Pfeifen der Neuhausener Orgel
  • Rekonstruktion von den in den Jahren 1922 und 1965 in Zink ersetzten Einzelpfeifen
  • Instandsetzung der Walckerschen Kegelwindladen mit Neubelederung der 1566 Kegelventile, Aussetzen von Rissen, Erneuerung verwurmter Teile, Rückbau veränderter Pfeifenstöcke
  • Instandsetzung des Spieltisches und der Tonmechanik mit Überarbeitung der Klaviaturen und Registerzüge, Rekonstruktion der Pedalklaviatur und Orgelbank nach Walcker-Vorbild, Rekonstruktion veränderter Teile der Tonmechanik
  • Zur Erleichterung der schweren Spielart der Manuale wurde nunmehr eine Barker-Spielhilfe, vergleichbar einer Servo-Lenkung, eingebaut. Diese Hilfe wirkt rein additiv zur bestehenden historischen Anlage; die Orgel ist auch ohne Zuschaltung dieses Barkers wie bisher – also relativ schwer – spielbar.
  • Neuanlage der Windversorgung der Orgel unter Einbeziehung eines Magazinbalges, den 1900 Fa. Weigle, Echterdingen, eingebaut hatte.

Nach diesen technisch notwendigen Arbeiten wurde das Orgelwerk auf ein neu errichtetes Podest aufgestellt, das in seiner Höhe etwa dem ursprünglichen Standort der Orgel entspricht. Damit ist eine ideale Abstrahlung des Klanges in den Kirchenraum möglich geworden.

 

Alle Bildrechte gehören

dem Hermann Eule Orgelbau.